Krisenmodelle

Was sind Krisenmodelle und wozu sind sie gut?

Krisenmodelle sind theoretische Konzepte, die entwickelt wurden, um das Verständnis von Krisen zu vertiefen und deren Bewältigung zu erleichtern. Sie bieten klare Definitionen dafür, was eine Krise ausmacht, indem sie außergewöhnliche Situationen identifizieren, die Personen oder Gemeinschaften vor große Herausforderungen stellen. Diese Modelle beschreiben typischerweise verschiedene Phasen, die eine Person während einer Krise durchläuft, beginnend mit der Schockphase, gefolgt von der Reaktion und Bearbeitung sowie der Neuorientierung und Stabilisierung.

Darüber hinaus untersuchen Krisenmodelle die Ursachen und Auslöser von Krisen, die von persönlichen Ereignissen wie Verlust oder Trauma bis hin zu gesellschaftlichen Veränderungen oder Naturkatastrophen reichen können. Sie bieten Einblicke in verschiedenen Bewältigungsstrategien, die Menschen während einer Krise anwenden können.

Einige Modelle betonen auch die Bedeutung von Ressourcen und Resilienz bei der Bewältigung von Krisen, indem sie untersuchen, welche individuellen und sozialen Ressourcen Menschen dabei unterstützen können, widerstandsfähig zu sein und Krisen erfolgreich zu überwinden. Zudem berücksichtigen sie kulturelle und kontextuelle Unterschiede in der Wahrnehmung und Bewältigung von Krisen, da diese in verschiedenen kulturellen und sozialen Kontexten unterschiedlich verstanden und behandelt werden können.

Insgesamt bieten Krisenmodelle einen Rahmen für die Analyse und das Verständnis von Krisen sowie für die Entwicklung von Interventionen zur Unterstützung von Menschen in Krisensituationen. Sie helfen dabei, die Komplexität von Krisen zu erfassen und Wege zur erfolgreichen Bewältigung aufzuzeigen.

 

Phasenmodelle zur Krisenbewältigung

Quelle: https://www.quarks.de/gesellschaft/psychologie/phasen-einer-krise/, Abruf 22.04.2024

Das Krisenbewältigungsmodell von Johan Cullberg und Ingeborg Kast beschreibt den Verlauf von Krisen sowie die Bewältigungsstrategien, die Menschen in verschiedenen Phasen anwenden. Es umfasst mehrere Phasen, darunter die Schock-, die Reaktions-, die Bearbeitungs- und die Neuorientierungsphase. Jede Phase ist durch spezifische Merkmale gekennzeichnet, wie emotionale Reaktionen, Verhaltensweisen und Bewältigungsmechanismen. Das Modell betont die Bedeutung von sozialer Unterstützung, Selbstreflexion und Anpassungsfähigkeit für die erfolgreiche Bewältigung einer Krise.

Ein weiteres Phasenmodell ist das Modell der Waagschalen von Michael Linden. Dieses Modell verwendet die Metapher von Waagschalen, um den Prozess der Krisenbewältigung zu beschreiben. Es stellt eine Balance zwischen Belastungen und Ressourcen dar, die während einer Krise aufrechterhalten werden muss. Auf der einen Seite der Waagschale befinden sich die Belastungen wie kritische Lebensereignisse und chronische Belastungen als Stressoren, traumatische Ereignisse oder Verluste, die das Gleichgewicht stören. Auf der anderen Seite stehen die Ressourcen wie persönliche Stärken, soziale Unterstützung und Bewältigungsfähigkeiten, die dazu beitragen sollen, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Das Modell der Waagschalen betont die Bedeutung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Belastungen und Ressourcen für die erfolgreiche Bewältigung einer Krise.

Als drittes Beispiel eines Phasenmodells wird das Dortmunder Ressourcenmodell zur Krisenbewältigung von den Psychologen Wilfried Hoffmann und Eva Hoffmann erläutert. Es bietet einen strukturierten Ansatz, um individuelle und soziale Ressourcen zu identifizieren, zu aktivieren und zu stärken, um Krisen zu bewältigen. Das Modell umfasst vier zentrale Ressourcen, die aktiviert oder gestärkt werden können, um eine Krise zu überwinden.

Zunächst geht es um die Orientierung und Perspektiven: Menschen benötigen während einer Krise eine klare Orientierung und positive Zukunftsperspektiven, um Hoffnung und Motivation aufrechtzuerhalten. Des Weiteren spielt die Ressourcenaktivierung eine wichtige Rolle. Hier geht es darum, vorhandene persönliche und soziale Ressourcen zu erkennen, zu mobilisieren und zu nutzen, um mit der Krise umzugehen. Dazu gehören persönliche Stärken, soziale Unterstützung, Fähigkeiten und Fertigkeiten.

Ein weiterer Aspekt ist die Reduzierung chronischer Belastungen: Diese Ressource bezieht sich auf die Identifizierung und Reduzierung von Stressoren und Belastungsfaktoren, die zur Krise beitragen oder sie verstärken können. Dies kann durch die Entwicklung von Bewältigungsstrategien oder die Veränderung belastender Umstände geschehen. Zusätzlich spielt die Tagesstrukturierung eine wichtige Rolle. Eine strukturierte Tagesgestaltung hilft dabei, den Alltag während einer Krise zu organisieren und ein gewisses Maß an Normalität aufrechtzuerhalten. Dies kann die Planung von Aktivitäten, die Einhaltung von Routinen und die Schaffung von Zielen umfassen.

Das Modell legt den Fokus darauf, dass die Stabilisierung, also das Überwinden der Krise, nicht nur persönliche Ressourcen stärkt (Empowerment), sondern auch die Fähigkeit zur funktionalen Problemlösung unterstützt, sowohl durch Begleitung als auch autonom.